Stillsitzen, Stifthaltung und Schwungübungen: Die Schule hat sich Kiki ganz anders vorgestellt. Doch Kiki hat einen super Trick gegen Langeweile – ihre fantastischen Ideen. Nur mit dem Gewitterwolken, die nach ihrem und Hannas Kringel-Krönchen-Klo-Kunst-Kafiti aufziehen, hat sie nicht gerechnet. Was für ein Donnerwetter. Womms. Wenigstens ist Kiki nicht allein in der Gewitterwolkenfront. Es ist nicht unbedingt der beste Anfang für eine Freundschaft mit Hanna, aber wenn sie zusammen ein Gewitter überstehen, dann ist das ein gutes Zeichen oder?: „Kiki legt los! – Erste Stunde Kritzelkunde“…
Schule ist ganz schön anstrengend und so langweilig, findet Kiki. Statt Schwungübungen würde sie lieber aufstehen und über den Schulhof hüpfen. Trotzdem holt sie ihren Stift aus der Federmappe und legt los. Weil, wenn man das schön macht, bekommt man von Frau König einen Krönchen-Stempel darunter, und den will Kiki haben. Kringel. Kringel. Kringel. Fertig. Kiki sieht aus dem Fenster hin zum Klettergerüst. Wenn sie da nur hinkönnte. Plötzlich meldet sich Hanna aus der ersten Reihe und fragt, ob sie mal auf die Toilette darf. Da hat Kiki die Idee. Die Idee, wie sie aus dem Klassenraum kommt, ohne dass es für sie Ärger gibt. Kiki meldet sich ebenfalls und fragt. Es klappt. Zusammen schlüpfen Kiki und Hanna aus der Tür hinaus.
Sie schlittern in ihren Hausschuhen bis zu den Mädchenklos. Es ist fast wie fliegen. Mindestens aber wie Schlittschuhfahren. Hanna verschwindet im Klo, und Kiki setzt sich auf den Klodeckel und wackelt mit den Beinen. Da purzeln aus der Tasche von Hannas Rock zwei Stifte. Ein roter und ein blauer Stift. Die bringen Kiki erneut auf eine lustige Idee. Sie ahmt Frau König nach und malt ganz schwungvoll einen großen Kringel an die Wand der Klokabine. Schließlich zeichnet Hanna ganz vorsichtig ein Herz dazu. Und sie malen immer weiter: Kringel, Herzchen und Krönchen und Blümchen und Dinosaurier. Richtig, richtig kringelschön. Da donnert es auf einmal durch das Klo und nicht nur das; es grollt und rumpelt danach überall ordentlich. Bei Frau König, bei Hanna und ganz schön bei Mama. Was für ein Quatsch mit Ärger aber auch…
Im Alltag, in der Familie oder bei Freundschaften: Der Schulanfang bringt so einige und ganz schön große Veränderungen mit sich – diese Grundidee greift Franziska Gehm liebevoll in „Kiki legt los! – Erste Stunde Kritzelkunde“* auf. Erzählt aus der kindlichen Perspektive führt dies immer wieder zu überraschenden und lustigen, turbulenten und fantasievollen sowie zu kreativen und schwungvollen Situationen, die für jede Menge Schmunzeln beim (Vor-)Lesen sorgen. Kikis Ideenreichtum und ihr Blick auf die Welt sind einfach großartig, so dass man sie nicht nur schnell ins Herz schließt, sondern auch ihren Gedankengängen gut folgen kann. Dass dies auch optisch erstklassig mit einem kleinen Augenzwinkern gelingt, ist den Bildern von Fréderic Bertrand zu verdanken. Diese tragen wunderbar dazu bei – vor allem in Mimik und Gestik – die Dynamik der Geschichte zu unterstreichen.
Schade jedoch ist, dass das Potential der Charaktere und der Story sich hier nicht vollends entfalten kann. Zum einen, weil leider beiläufig und auch vermehrt ableistische Ausdrücke verwendet werden. Wahrscheinlich gar nicht bewusst; da oft, wenn Menschen verbal beschrieben, ihnen auch bestimmte Werte zugewiesen werden. Doch unsere Sprache ist ein Werkzeug und gerade Kinderbücher sind ein nachhaltiges Format, welches dabei helfen kann und sollte, dass diese Ausdrücke aus unserem täglichen Sprachgebrauch verschwinden. Sprache entwickelt sich gesellschaftlich immer weiter und sollte ein inklusives Miteinander stärken. Zudem prallt hier die tradierte Vorstellung, was sich gehört und wie Kinder zu sein haben, und dass sie sich anpassen müssen, um Erwartungen Erwachsener zu erfüllen mit dem Verständnis, dass Kindern die Möglichkeit sich selbst auf ihre ganz eigene Weise zu entfalten gegeben wird, aufeinander. Was aber definitiv Anlass für konstruktive, gemeinsame Gespräche bietet.
Eure Janet
Text: Franziska Gehm
Illustration: Fréderic Bertrand
Verlag: Arena Verlag
Erscheinungsjahr: 13. Juli 2023
Altersempfehlung: ab 6 Jahre
ISBN: 978-3-4017-1889-7
Bildquelle: © Arena Verlag